es geht weniger um kuenstler*innen biografien, sondern um das ergründen der aussagen mit denen das jeweilige kunstwerk verbunden ist. immerwieder gilt es die frage zu beantworten: was bedeutet dieses kunstwerk, was sagt es aus ist auch der standort aussagekräftig?
bern ist keine ueberaus dekorierte kunststadt und dennoch findet man ausschmueckungen in form von skulpturen oder vereinzelt auch wandgemaelden im oeffentlichen raum und an gebaeuden. hierbei handelt es sich nicht wirklich um ueberwaeltigende monumentalplastiken. die architekur der neuzeit entfernte immer mehr das ornament, das relief, die skulptur sowie die malerei aus ihren bauten und raeumen. das heutige bauen kann als speed constructing bezeichnet werden. was dabei entsteht ist nicht immer erfreulich. aber auch moebel-grosshaendler haben mit viel publicitie, ihre minimalistisch-puristischen dekorations vorgaben, karge und kunstleere wohnraeume als besonders chic durchsetzen koennen. wo s weniger bilder und skulpturen hat, gibt’s mehr platz fuer moebel und natuerlich haben der fernseher und das smartphone als bildtraeger der moderne das handgemachte einzelkunstwerk nahezu verdraengt. diese tendenz wird auch bei den spezialitaetengeschaeften sichtbar. wer kann sich noch an den posamenter in der muenstergasse erinnern? an die metzgerei mit den besten bratwüersten in der kramgasse an die baeckerei in der gerechtigkeitsgasse? bald ist nur noch tschirren als alteingesessene confiserie auf dem platz bern zu finden. und die anderen werden in ein paar jahren als nachbauten im historischen museum zu bewundern sein.
sichtbare beweise der kuenstlerischen auschmueckung sind an oeffentlichen bauten, privathaeusern, kirchen, bruecken und auf plaetzen zu finden. natuerlich handelt es sich hierbei in den seltesten faellen um gigantische geniestreiche oder riesenfresken von globaler bedeutung, wie etwa die capella sixtina in rom. von den dimensionen her ausnahmen bilden das monument der telegrafengesellschaft auf dem helvetiaplatz oder die grossskulptur zu ehren des welt post vereins, auf englisch sinniger weise universal post union genannt, auf der kleinen schanze. was von grosser voraussicht zeugt, ahnte man doch schon damals um 1910 von der tragweite der kommunikation via satelliten. weitere plastiken die eine mischung von ehrenmaennern aus kunst, politik und wirtschaft sind, finden wir auf dem sims der fassade der kantonalbank.
von rechts nach links sind es die beruehmten berner: adrian von bubenberg, hans von hallwyl, hans franz naegeli, samuel frisching II, niklaus friedrich von steiger, thuering fricker, niklaus manuel deutsch, albrecht von haller. wie man sogleich bemerkt, keine frauen. auf dem selben bundesplatz steht das bundeshaus mit einer reihe von symboltraechtigen figuren an der fassade. innen stehen weitere in stein gehauene oder gegossene wahrzeichen helvetischer standhaftigkeit. sie werden in gratisfuehrungen von spezialisierten guides erklaert. in den beiden saelen haengen wohl auch die quadrameter maessig groessten gemaelde der bundestadt. im nationalratssaal befindet sich das bild wiege der eidgenossenschaft von charles giron. im staenderatssaal sieht man die landsgemeinde von albert welti und wilhelm balmer. von ueberwaeltigender dimnsion ist das glasmosaik am eingang des historischen museums "die zeitalter der gechichte" von léo paul robert.
es ist lohnenswert ueber die grenzen bern s wie sie im 17. jhd verliefen hinaus zu gehen. denn die bebaute stadtflaeche hat sich seit damals etwa verzwanzigfacht. aus diesem grunde findet der kulturinteressierte mensch lohnende objekte in den aussenquartieren. zum beispiel die schoene figur flora im florapark nahe der sinagoge zwischen monbijou-schwarztor- und sulgeneckstrasse oder zwei von karl geiser geschaffene plastiken am eingang zum kirchenfeldgymnasium. das sind wichtige koordinaten im stadtbild. manchmal begegnet man versteckten perlen in oeffentlichen gebaeuden, so ist zum beispiel das inselspital voller arbeiten hiesiger kunstschaffender und gibt dadurch zeugnis von der schaffenskraft ab. natuerlich gibt es in bern etliche private sammlungen deren schaetze wohl nie an die oeffentlichkeit gelangen. nebst den ganz grossen sammlern wie z.b. donald hess, sind peter boehm der jahrelang fuer die bernerzeitung ausstellungen rezensierte und lotti pulver, sehr erwaehnenswert. lotti pulver legte eine umfangreiche sammlung an, die u.a. werke von lucio fontana, max von muehlenen, heinz brand und felicecosi enthaelt, um nur einige wenige zu nennen.
die emsigste und unmittelbarste produktion an handgemachten darstellungen im oeffentlichen raum, stammt von graffity kuenstler-innen. beruehmtester vertreter, der vielen als vorbild galt, ist der sprayer von zuerich. die wall of fame unter der eisenbahnbruecke auf der schuetzenmatte ist ein gutes beispiel urbaner kunst, die den jungen menschen als verstaendigungs- und kommunikationsmittel dient, mit deren hilfe man botschaften verbreitet. immer wieder tauchen im stadtgebiet illegale kunstwerke in form von schablonenbildern, klebearbeiten und expressiv-explosiven farbschmierereien auf.
claudio
artista